09.06.: Dieter Banzhaf (70)

Dieter Banzhaf

Dieter Banzhaf wird heute 70 Jahre alt.

Bekanntlich soll das (Lebens-)Werk den Meister loben. Als Chronistin von Dieter Banzhafs Lebenswerk hat man es leicht, „Mister Gräfe und Unzer“ (Heinrich Hugendubel, 1991) gerecht zu werden.
Schnell sind die markanten Daten und Fakten einer bis heute Beispiel gebenden Karriere in unserer Branche aufgeführt: 1956 Beginn der kaufmännische Lehre bei C.Bertelsmann in Gütersloh, von 1958 bis 1963 diverse Stationen bei Bertelsmann (unter anderem als Pionier beim Bertelsmann Lesering in Barcelona), 1964 bis Mitte 1965 Assistent von Joachim Spencker beim Carl Hanser Verlag in München.

Am 1.Juli 1965 startete Dieter Banzhaf dann seine insgesamt 32jährige Karriere bei Gräfe und Unzer, zunächst als Werbeleiter (Verlagsumsatz zu dieser Zeit DM 800.000,-). Nach einem ganz kurzen Intermezzo bei der Gesellschaft für Literatur und Bildung in Köln kehrte er zu Gräfe und Unzer zurück und gründete dort 1968 den Banzhaf Verlag als Tochtergesellschaft von GU. Hier bewies er neuerlich seinen Pioniergeist und baute als Erster in der gesamten Branche einen professionell agierenden Vertrieb außerhalb des Buchhandels auf (zunächst mit Arne Krügers Kochkarten im Hausrat-Fachhandel).

Schon diese Aktivität rüttelte die Branche auf. Das war jedoch noch nichts im Vergleich zu den Wellen, die 1973 die so genannte „Tchibo-Affäre“ schlug: 800 000 Exemplare von „Kochen heute“, die Tchibo zusammen mit zwei Päckchen Kaffee verkaufte, erschütterten den Buchhandel und den Verlag in ihren Grundfesten und trugen dazu bei, dass sich die Branche veränderte.

Von diesem Zeitpunkt an war Gräfe und Unzer aber auch ein Ernst zu nehmender Partner des Buchhandels, und Kochbücher entwickelten sich zu wichtigen Umsatzbringern für den Handel. Wieder war es eine Pioniertat, die Mut und Risikobereitschaft erforderte, die Dieter Banzhaf für sich in Anspruch nehmen konnte und bis heute kann.

Von Mitte 1975 bis Ende 1997 war Dieter Banzhaf Geschäftsführer Marketing und Vertrieb bei GU. Sowohl für Kurt Prelinger (Inhaber bis 1990) als auch für Thomas Ganske war Dieter Banzhaf ein Garant für Innovation und Erfolg des Unternehmens. Was immer er im Sinne des Verlages begann, tat er mit voller Überzeugung, hoher Professionalität und enormer Leidenschaft für die jeweilige Sache. Seine große Kompetenz für das Marketing, das er immer in seiner Gesamtheit von Produkt, Kommunikation und Vertrieb verstand, sein strategisches Denken und seine konsequente Arbeit führten den Verlag in all den Jahren immer weiter an die Spitze.

In dieser Zeit wurde aus dem ehemaligen Verlag für Ostpreußenliteratur zunächst der führende Anbieter von Kochbüchern. In den 80er Jahren wurde das Angebot um Ratgeber zu den Themen Natur, Tier und Gesundheit erweitert. In den 90er Jahren rundete das Thema Reise die Palette weiter ab. Für die Handelspartner im Buchhandel, in den Hausratfachgeschäften, im Zoofachhandel und in den Apotheken wurden die Bücher von GU unverzichtbar.

Dieter Banzhafs enorme Kraft, sein nie abnehmendes Engagement und seine Stärke, das Team – dem ich lange mit großer Freude und Stolz angehörte – zu immer neuen Höchstleistungen anzuspornen, führten dazu, dass aus dem Ratgeber Verlag Gräfe und Unzer die Marke GU und der Kampf um die Marktführerschaft gewonnen wurde. 1997 (der Verlag feierte sein 275jähriges Jubiläum) machte der Verlag einen Umsatz von 94 Millionen DM und hatte sämtliche Konkurrenten weit hinter sich gelassen. Die Inhaber von Gräfe und Unzer, Kurt Prelinger und Thomas Ganske, wird es darüber hinaus gefreut haben, dass die Rendite in all den Jahren seines Wirkens nie unter 10 Prozent lag.

1997 wurde für Dieter Banzhaf auch ganz persönlich ein entscheidendes Jahr. Auf der Höhe des Erfolges von Gräfe und Unzer entschied er sich im Alter von 59 Jahren für einen Neubeginn. Er machte sich als Verlagsberater für Strategisches Marketing selbständig und berät seither viele namhafte Verlagsunternehmen bei ihrer Weiterentwicklung. Seine Handschrift ist dort für Branchenkenner deutlich sichtbar. Und so weit ich weiß, kann er das Arbeiten und Wirken auch heute noch nicht so ganz lassen.

Seine große Leidenschaft für die Branche und das Marketing ließen ihm immer auch noch Raum für ehrenamtliche Arbeit. Viele Jahre war er Lehrbeauftragter für Marketing beim Studiengang Buchwissenschaften an der LMU München. Eine große Zahl von Vorträgen und Seminaren für die Akademie des Deutschen Buchhandels in München, den Verband Bayerischer Verlage und Buchhandlungen und das BuchMarkt-Forum war für ihn mehr Freude als Muss.

Von 1995 bis 1997 war er Vorsitzender der AGLSV (taufte diese kurzer Hand in AG Publikumverlage um) und brachte ungewöhnliche und renommierte Gäste auf die Bühne (Samy Molcho, Prof. Fredmund Malik und Altbundeskanzler Helmut Schmidt).

Ein Branchenteilnehmer hat Dieter Banzhaf einmal eine „Ikone des Marketing“ genannt. Ich, die so unendlich viel von ihm lernen konnte, möchte ihn abschließend – wie wohl bekennende Nicht-Golferin – in der Sprache dieses Sports, der ihm so viel Spaß macht, charakterisieren: Es ist nicht bekannt, ob sein Handicap ausreicht, ihn in die Nähe eines Professionals zu rücken, in seinem Beruf und in seinem ureigensten Metier Vertrieb und Marketing, gehört er ohne jede Frage zu den wenigen „Professionals“, zu den Meistern ihres Fachs.

Was Bernhard Langer für den Deutschen Golf-Sport ist, ist Dieter Banzhaf für unsere Buchbranche. Er wird das, wie ich ihn kenne, nicht zuletzt seiner Geburtsstunde um die Mittagszeit und damit einer günstigen Sternenkonstellation zuschreiben wollen.

Mögen ihm und seiner wunderbaren Frau Ulla für noch recht viele Jahre die Sterne günstig stehen!
Ihre
Claudia Reitter

Kontakt: dieterbanzhaf@t-online.de

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