Mayersche-GF Michael Wieser über Marktnähe und Kundenorientierung

Die Mayersche Buchhandlung plant für den 9. September einen „Independent Day“ [mehr…] – Anlass für ein Sonntagsgespräch zwischen Michael Wieser, Mitgeschäftsführer

Michael Wieser:
„Allein Programme und Menschen
bewegen die Umsätze“

der Mayerschen Buchhandlung, und Christian von Zittwitz:

Die Mayersche jetzt als Retter der kleinen Verlage? Das hört sich nach Alibiveranstaltung an …
Michael Wieser:
Das ist Unsinn. Grundsätzlich – für unsere Planungen benötigen wir nie ein Alibi, der Independent Day hat ganz klar andere Beweggründe. Einer liegt im Wandel der Verlagslandschaft. Die Verlage haben sich in der Größenordnung dramatisch spürbar auseinanderdididiert….

Diese Entwicklung hat der Handel aber jetzt nachgeholt.
Das stimmt, der Handel hat jetzt auch im Buchhandel einen aktiveren Part übernommen, was ist daran schlimm? Schließlich sitzen wir an der Nachfrage. Aber das ist jetzt ja nicht unser Thema.

Sondern?
Wie überall hat das Mittelfeld das größte Problem in der Profilierung. Die großen und mittleren Verlagsgruppen haben grundsätzlich den Vorteil der Bündelung in Logistik, Vertrieb und Programm. Den haben die kleinen Verlage und unabhängigen Verlage nicht. Und viele von ihnen orientieren sich vertrieblich nach wie vor alleine. Auf der anderen Seite bieten einige dieser mittleren oder kleineren Verlage ein tolles, attraktives Programm.

Und deren Programmkompetenz wollen Sie nutzen?
Der Trend geht ja überall und eindeutig dahin, dass sich nur noch Qualität durchsetzt. Deshalb haben wir einen hohen einen Qualitätsanspruch, den wir auch mit unserem Ladenkonzept vertreten. Unsere Kunden sollen sich nicht nur wohlfühlen, sondern auch unseren Standard spüren.

Und dafür brauchen Sie „Content“, also „Programm“?
Ja. Aber eines der wesentlichen Themen ist: Die Independents sind, sehen Sie sich einige derer Programme mal richtig an, als Nischenanbieter oft viel enger an der Nachfrage.

Ihr eigentliches Ziel also mit der Veranstaltung?
Das wichtigste für uns ist, zunächst die Zufriedenheit unserer Kunden zu verbessern. Wir wollen dem Kunden die Nischen anbieten, die man vielleicht wachküssen und auf der anderen Seite intensivieren muss. Es sollten verkäufliche Nischen sein, die man selbstverständlich pflegen muss. Den Titelkomfort zu bieten, den unsere Kunden vom Internet gewohnt sind, ist im stationären Handel nicht möglich.

Und das wollen Sie in Ihren Läden auch abbilden?
Wo es möglich ist – nicht überall passt alles. Aber für unser Ziel, dem Kunden im stationären Handel seine Welt abzubilden, ist der intensivere Blick auch auf diese Verlage notwendig.

Die Großen könnten doch heute fast alle Themen abdecken, jeweils fast aus einer Hand.
Nein, das stimmt keineswegs. Schauen Sie sich beispielsweise einen Kunstmann Verlag an, einen Mare Verlag und viele andere, auch im Bereich der Kunst und Musik gibt es Manches zu entdecken.

Ihre Idee dafür?
Die habe ich schon auf der Leipziger Messe vielen Verlegern und Vertriebsleitern gesagt: Bündelt Euch, Ihr braucht Plattformen. Es scheint auch Bewegung in das Thema zu kommen, aber ich will nicht zu viel vorwegnehmen.

Eine dieser Plattformen wollen Sie sein?
Wir verstehen uns nicht als Plattform, sondern als kulturell orientiertes Wirtschaftsunternehmen, das seinen Kunden das Optimale bieten muss. Das ist eine Herausforderung, der wir uns täglich zu stellen haben. Unsere Kunden erwarten dies.

Das dicke Ende kommt also sofort …
Ihre Reaktion bestätigt: Es gibt nicht bei allen, aber bei einigen Unwissen über uns, auch bei Ihnen. Unser Ziel ist es, dass man voneinander weiß, wie der jeweilige Markt tickt, also auch die Mayersche. Und die tickt ganz besonders eng am Markt.

Sie wollen also mit dieser Veranstaltung zeigen, wie die Mayersche tickt?
Das ist e i n Aspekt, aber in erster Linie wollen wir unser Sortiment verbessern und da wo, es notwendig ist, unser Netzwerk ausbauen. Aber bei allem müssen beide Seiten an die Wirtschaftlichkeit denken. Es wird auch Fälle geben, wo wir sagen müssen: Das brauchen wir nicht. Das passt nicht zu uns. Da müssen wir sortieren.

Jeder Sortimenter wird das nachvollziehen können, Sortiment kommt ja von Sortieren…
Das nimmt uns auch keiner ab. Unsere Aufgabe ist es, aus dem großen Angebot zu sortieren und da braucht man ja auch manchmal ein bisschen Hilfe. Auch das steckt hinter unserer Initiative.

Die Resonanz bisher?
Ich habe schon damit gerechnet, dass da Einiges passiert, aber das Echo ist schon überwältigend groß. Es haben sich jetzt schon ca. 50 Verlage gemeldet, neben den rund 15, die ich vorher schon eingeladen hatte. Ich warte jetzt erst mal bis Anfang der Woche ab, da kommen bestimmt noch welche dazu; und dann werden wir einen Kreis von 40-50 haben.

Ihre Erwartung?
Wir versprechen uns wirklich viel, was das Sortiment angeht, was die Kundenzufriedenheit angeht und dass vertriebliche Ideen kommen. Ich habe in den über 20 Jahren, in denen ich jetzt im Handel bin, die Erfahrung gemacht: Allein Programme und Menschen bewegen die Umsätze; wenn beides nicht stimmt, dann kann man es abhaken.

Aber es muss auch für beide Seiten wirtschaftlich sein.
Natürlich, als Letztes kommt immer die Fragen der Konditionen, und die müssen für beide Seiten akzeptabel sein. Auch da, das weiß ich aus meinen Gesprächen, auch mit vielen mittleren Verlagen, gibt es für beide Seiten immer Schmerzgrenzen und auch Dinge, die man erreichen will. Aber da finden sich auch immer Wege, wie man sich einigt. Der entscheidende Punkt spielt sich zunächst im Programm ab und ob es zu uns passt.

Was heißt das jetzt?
Die Sortimentsstrategie spielt bei uns eine große Rolle. Je spezieller und anspruchsvoller das Programm wird, desto stärker müssen wir entscheiden, an welchem Standort wir dies anbieten. Köln ist eben etwas anderes als Gelsenkirchen. Das muss man dann auch individuell anpassen. Das ist die große Kunst und auf der anderen Seite auch die große Aufgabe und die Schwierigkeit, die dahinter steckt. Aber natürlich haben wir auch technische und logistische Anforderungen an unsere Lieferanten, die unsere Verlagspartner kennen müssen. Aber diese sind lösbar.

Für das alles brauchen Sie qualifizierte Buchhändler …

…da machen wir uns keine Sorgen. Mit deutlich über 100 Auszubildenden und einer Vielzahl von Top-Buchhändlern sind wir dem durchaus gewachsen.

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