Buchbranche in England aufgeschreckt: Tesco hat gewaltige Expansionspläne für das Geschäft in Supermärkten

Die neuen Expansionspläne für sein Buchgeschäft , die das Management der führenden Supermarktkette Tesco vergangene Woche bei einer Tagung in Ponsbourne Park mit Vertretern größerer Verlage enthüllte, haben die britische Buchbranche aufgeschreckt.

Schon die Bekanntgabe des Ist-Standes mit den Ergebnissen für 2007 waren überraschend genug: Um 16,6 Prozent hat Tesco die Zahl der von ihr verkauften Bücher 2007 gegenüber dem Vorjahr erhöht und den Umsatz um 19,15 Prozent auf 107.2 Millionen Pfund gesteigert. So wurden 2007 bereits 6 Prozent aller in Großbritannien abgesetzten Büchern von Tesco verkauft. Nach Umsatz hält Tesco schon 10 Prozent Anteile am Buchmarkt. Damit ist Tesco heute der fünftgrößte Buchkunde der Verlage.

Erster Expansionsschritt: Ab morgen beginnt in 416 Tesco-Geschäften die Anwerbung für einen eigenen Kinderbuchklub, der monatlich je einen neuen Titel für Jungen und Mädchen offeriert. Diese Maßnahme folgt einem ersten Schritt in diese Richtung vom Juli 2007, als ein allgemeiner Tesco-Buchklub anlief: Er hat in nur sechs Monaten bei schmalster Titelselektion mit 250.000 verkauften Exemplaren einen Umsatz von 900.000 Pfund Sterling erzielt.

Aufsehen erregt hat der von Tesco für sein Filialgeschäft mit Büchern bekannt gegebene Drei-Jahres-Plan: Für 2008 will der Supermarkt-Gigant es mit Büchern auf 125 Millionen, bis Ende 2010 auf 200 Millionen Pfund Sterling Umsatz bringen.

Wie das britische Branchenorgan The Bookseller kommentiert, würde Tesco dabei auf den Umsatz des Großfilialisten Borders kommen.

Nicht minder ehrgeizig als die Verdoppeltung des Buchumsatzes in den Filialen binnen drei Jahren lauten die Absichten, im Online-Handel kurzfristig einen vergleichbaren Marktanteil wie amazon co.uk zu erreichen. Dieses Ziel würde laut der bei Tesco für das Buchgeschäft zuständigen Managerin Gaynor Allen bedeuten, statt der bisherigen 3.5 auf 26 Millionen Umsatz zu erhöhen.

Der Aufstieg des Supermarktgiganten im Buchmarkt hat sich in nur neun Jahren vollzogen – seit auf Betreiben einiger Großverlage in Großbritannien 1998 das Net Book Agreement beendet wurde, also die Buchpreisbindung fiel. Tesco hat reussiert, indem er eine Preisschlacht gegen den Buchhandel, insbesondere gegen die großen Buchfilialisten führt: In seinen 731 Geschäften, meist in zentralstädtischen 1 A-Lagen, verkauft er ein Mini-Segment aus Superbestsellern zu den mit Abstand niedrigsten Preisen.

Gerhard Beckmann
(BuchMarkt bleibt am Ball)

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