Gabriele Fauser

Gabriele Fauser

Am 10. März starb nach schwerer Krankheit Gabriele Fauser, Gründerin der Kriminalbuchhandlung “glatteis” in München. Die Beisetzung fand gestern auf dem Ostfriedhof in München statt.

Wir veröffentlichen mit freundlicher Genehmigung einen Nachruf des Schriftstellers Friedrich Ani, der zuerst in der Süddeutschen Zeitung erschienen ist.

Das Wunder vom Gärtnerplatz
Zum Tod der Krimibuchhändlerin Gabriele Fauser

In Zeiten brutalstmöglicher Wettbewerbs- und Verdrängungskämpfe auf dem Buchmarkt eine kleine Buchhandlung zu eröffnen, die noch dazu lediglich ein spezielles Segment bedient und darüber hinaus in einer Straße liegt, die sich zwar in einem sogenannten Szeneviertel befindet, aber keineswegs als ideales Pflaster für Laufkundschaft gilt, das erfordert unbändigen Willen und bedingungslose Hingabe.

Als Gabriele Fauser im September 2000 in der Münchner Baaderstraße ihre Krimibuchhandlung „glatteis“ gründete (benannt nach einem Roman von Hans Werner Kettenbach), mischte sich ins Staunen der Branchenkenner ein mitleidvolles Lächeln. Ein Laden bloß mit Krimis, zumeist Taschenbücher – wie soll sich das rechnen? Das wußte Gabriele Fauser auch nicht so genau, deswegen engagierte sie als Geschäftspartnerin die erfahrene Verlagslektorin Monika Dobler, und diese achtete fortan auf jeden Cent, der über den Ladentisch ging.

So begann das Wunder vom Gärtnerplatz: Gabriele Fauser fiel – aller Konkurrenz auch in unmittelbarer Nähe zum Trotz – mit ihrer „glatteis“-Idee nicht auf die Nase, und auch wenn sie sich keine goldene Nase verdiente, so stieg der Umsatz dennoch kontinuierlich an. Spätestens im Frühjahr 2003, als die Criminale, das jährliche Treffen der deutschsprachigen Kriminalschriftsteller zum ersten Mal an der Isar stattfand, kannte jeder, der auch nur am Rande mit dem Genre in Berührung kam, den Namen „glatteis“.

Überhaupt baute Gabriele Fauser mit den Jahren nicht nur ihr Sortiment immer weiter aus, nahm Hörbücher und englischsprachige Thriller hinzu, sie entwickelte zudem eine enorme Leidenschaft fürs Organisieren von Lesungen an Orten, an denen sonst eher selten Autoren auftreten: Nachtbars, Boxhallen, schummrige Kneipen. Und das Publikum strömte nur so herein, darunter ein stetig wachsender Kreis von Stammkunden.

Wenn Gabriele Fauser nicht ihrem Hauptberuf als Abteilungsleiterin Schulbuch bei der Verwertungsgesellschaft Wort nachging, in ihrer Buchhandlung arbeitete oder das Werk ihres verstorbenen, früheren Mannes, des Schriftstellers und Krimiautors Jörg Fauser mit inniger Sorgfalt betreute, tauchte sie im ganz normalen Wahnsinn der unaufhörlichen Neuerscheinungen unter. Von Gabriele Fauser beraten zu werden, hieß, ein beglückter Leser zu werden. Dieses Glück ist jetzt vorbei.

Vor einer Woche starb Gabriele Fauser, nachdem sie erst vor vier Wochen von ihrer schweren Krankheit erfahren hatte, im Alter von 59 Jahren in München. Die Krimigemeinde hat ihre beste Freundin verloren.

Friedrich Ani

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