Klett: Angst um die Zukunft der Literatursparte / Hoffnung ruht auf Michael Klett / Auch H.-W. Serwe geht

Die Klett AG hat sich noch nicht zu den Vorwürfen geäußert, dass man einseitig für einen Ausstieg bei Booklett [mehr…] entschieden habe (was bedeutet, dass die drei verbleibenden Gesellschafter ohne Bücher im Frühjahr dastehen – denn ohne Partner wäre es wohl sträflich, die Produktion der bereits geplanten Frühjahrstitel in Auftrag zu geben, geschweige denn die Vorschau zu drucken).

Verlage wie Auer in Donauwörth oder Klett-Perthes in Gotha leiden unter dauernden massiven Umstrukturierungen. Wie es dort weitergeht, wird sich zeigen. Das ÖBV-Engagement (der Kauf des Österreichischen Bundesverlages [mehr…] incl. der Auslieferung Medienlogistik Pichler) in Österreich wird auch immer mehr zu einem Problem. Der AOL-Verlag [mehr…] wird (was den frühere Inhaber Frohmut Menze im Sommer zu wütenden Protesten veranlasst hatte) ganz geschlossen; 30 bis 50 Arbeitsplätze sollen damit eingespart werden.

Die Booklett Gesellschafterin Ingke Brodersen hat sich dazu gestern im Börsenblatt geäußert, dass ihnen wohl der „Geburtsmakel – nämlich vom früheren Klett-Vorstandschef Uwe Brinkmann akquiriert worden zu sein – zum Verhängnis geworden ist: „Die ‚Freistellung‘ Brinkmanns scheint dem jetzigen Vorstand Anlass genug gewesen zu sein, das Engagement bei Booklett zu beenden. Dabei hat Michael Klett dieses Jointventure von Anfang an mitgetragen.“

Insider wittern einem Machtkampf innerhalb der Klett-Familie, für die Booklett nur der Vorwand ist: Im Sommer wurde der von Michael Klett geholte Vorstandsvorsitzende Uwe Brinkmann [mehr…] über Nacht freigestellt, auch Booklett-Mitgeschäftsführer Dr. Richard Spies [mehr…] entlassen. Wie es heißt, habe Brinkmann verhindern wollen, dass der Klett-Neffe Philipp Haußmann in den Vorstand aufrückt.

Man darf davon ausgehen, dass das alles jetzt nicht dazu beträgt, die Stimmung im Hause Klett zu verbessern: Es wächst dazu die Angst um die Zukunft des belletristischen Unternehmensteils, der immer eine Herzensangelegenheit von Michael Klett war.

Wer hält jetzt die schützende Hand über dieses Konzept? Rainer Just, der Verlagsleiter von Klett-Cotta, ist bereits (wie jetzt erst bekannt wird) Ende September ausgeschieden; die Spatzen pfeifen dazu schon seit Wochen von den Dächern, dass auch Vertriebs-und Marketingchef Hans-Werner Serwe Ende des Jahres das Unternehmen verlassen will.

Keine guten Ausichten also wohl auch für ein gedeihliches Wachstumsklima junger Pflänzchen wie das Tropen-Engagement [mehr…] mit Michael Zöllner und Tom Kraushaar [mehr…], die ihren Verlag ab 2008 als Imprint bei Klett führen. Brodersen kritisiert wohl zu Recht: „Das wechselseitige Vertrauen zwischen Geschäftspartnern ist eine unerlässliche Ressource.“

Frage also: Ob Michael Klett vielleicht doch noch vermittelnd eingreifen kann? Der Schaden für alle scheint ziemlich groß zu werden.

Kommentare (0)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert