Alte Freunde und neue Bücher

Liebe Freunde und Freundinnen,

willkommen zum Ende des Aufbautages.

Wenigstens zweimal hörte ich heute den freudvollen Satz:

„Wow, es ist kurz vor fünf, und unser Stand ist schon fertig!“

Da ich mich von Arbeit, sofern dafür mein Körper benötigt wird, grundsätzlich ausnehme, fehlen mir da die Erfahrungswerte, aber Aufbauarbeiten, die bis Mitternacht gehen, scheinen keine Seltenheit zu sein.

Davon zeugte auch die weibliche, unheimliche, blechenerne, hallenweite Lautsprecherstimme, die mit dem Charme eines bevorstehenden Raktenstarts wiederholt um Räumung bis 24.00 Uhr bat.

Beachten Sie Frau Strater ganz hinten, winkend

Hier ist ein Foto von mir, wie ich hinter der Kamera stehe und nicht mithelfe.

Dass die Redaktion zum Trunke neigt, ist ja ein Thema, das ich immer wieder gerne bespaße, aber diesesmal haben die sich ein ganzes Kilogramm Aspirin mitgebracht. Ich übertreibe nicht. Ich habe noch nie so viel Aspirin auf einem Haufen gesehen.

Unser Chefredakteur, ein Herr von Zittwitz, ließ mich übrigens instruieren, dass ich dieses Jahr nicht so harsch schreiben solle, nicht immer so an der Gürtellinie entlang und eine Nuance netter vielleicht.

Keine Angst, lieber Chef, der Onkel macht doch nur Spaß!

( * kicher * )

Gürtellinie nach
Lohmann-Rauscher
Brezel (vorne)

Das ist übrigens seine 44. Messe, und so wie er in diese Brezel haut, hat er die 43 Jahre vorher nichts zu essen bekommen.
(Und wir beide sprechen über diese Gürtelliniengeschichte nochmal, wenn Sie was im Bauch haben.)

Ab 17.00 gab es den traditionellen Altbieranstich mit Brezel, zu dem sich auch heute wieder viele Freunde nüchtern eingetroffen haben, um diesen Zustand gemeinsam zu ändern.

Mein lieber, hyperaktiver Kollege Gerd Wehling von „Buchhändler heute“ zum Beispiel hat versucht, mir den Unterschied zwischen Bodo Horn, Bodo Horn-Rumold und Bodo Baumhaus zu erklären. Es gelang ihm aber nicht. Michaela Hennemann vom Baumhaus-Vertrieb kann das bezeugen.

Komisch, dachte ich, so betrunken wirkt er doch gar nicht.

Ich nutzte seinen Zustand aus und widmete ihm mein Buch. Er freute sich sehr und prahlte mit seiner Virilität, indem er mit etwaigen Enkeln drohte, denen er am Kaminfeuer von diesem Tage erzählen will.

Sagenhaft.

Au Weh-ling!

Als nächstes stolpert der Sperber vorbei. Peter-Uwe Sperber, der einem immer diesen „Sperber – wer sonst?“-Slogan aufnötigt.

Diesesmal schmeißt er nicht unsere Bierbecher um, sonder hat sich gleich selber was zum Hinwerfen mitgebracht. Eine schwere Kiste voller Bücher oder Prospekte, die ganz woanders hin soll, und Sperber, um einen Ausstellerkatalog bettelnd, ist fluchend und suchend und völlig desorientiert;
also wie immer.

Seit wir letztes Jahr Brüderschaft getrunken haben, schickt er mir andauernd Witzmails. (Jeder Mensch hat doch so einen Witzmailversender im Bekanntenkreis.) Für Peter-Uwe Sperber habe ich mir extra einen zweiten Papierkorb auf den Desktop installiert.

Wo muss Sperber nur hin?
Hallo? Ist dort Ibiza?

Und gerade als ich denke: Jetzt fehlt nur noch Klaus Barski, den habe ich ja zum Glück viele Jahre nicht gesehen, da steht er neben mir und brüllt in sein Handy. War wahrscheinlich gar niemand dran, Barski eben, haha. Da habe ich mich echt gefreut.

Sein neuestes Buch heißt „Die Blut-Zeitung“, erschienen bei edition trèves, und bestimmt ist das ein gutes, durchdachtes, einfühlsames Buch von einem gescheiten Mann.

(Gut so, Chef?)

Wehling, Sperber, Barski hintereinander, und der Chef will, dass ich was nettes schreibe.

Aber das kann ich durchaus:

salzig und kross

Hier zum Beispiel habe ich endlich Mo & Jo Graff a.k.a. Hädecke-Verlag kennengelernt, die die jährlichen Eröffnungsbrezeln vom Buchmarktstand noch jedes Jahr selbst gebacken und eingesalzen haben.
Das fand ich sehr nett.

Und mein Signierpult, das war auch sehr nett.
Ja, ich hatte ein Signierpult. Sowas hatte ich ja noch nie. Denn Baumhaus und BuchMarkt haben die Premiere meines Buches gefeiert. Das war ebenfalls nett.

Bodo Horn-Rumold wollte eigentlich pro Signierbuch 5 Euro abzocken, was aber physisch wie eine Bannmeile auf mein Signierpult wirkte. Als wir dann zum Verschenken übergingen und in jedes Buch eine Brezel legten, war der Andrang groß.

Zum Glück hatten wir genug Brezeln.

Allerdings hatte ich auch zu konkurrieren mit dem neuesten kostenlosen Geniestreich von Wiley: „Preisbindung für Dummies.“

BuchMarkt, Baumhaus und ich: Viermal Bad Hair Day

Zum Abschluss möchte ich Ihnen natürlich noch ein typisches Aufbau-Foto zeigen. Ich hätte etliche Kisten, Müllhaufen, halbfertige Regale, eingeschweißte Deko-Sets und rollenweise Nadelfilz fotografieren können, nahm aber dann doch mit diesem Motiv Vorlieb:

Dangerzone

Der sexuell wunderschön explizite Goliath-Verlag war der einzige, der sein sexuell wunderschön explizites Sortiment mit einer C.S.I.-Absperrung versah. Ich hoffe sehr, dass dieses Klebeband keine Rückstände auf mir hinterlässt.

Apropos Rückstände hinterlassen:

Sperber, der alte Luchs, hat ein Titelmotiv bei Wolf Jobst Siedler entdeckt, das meinem Abschlussbild von 2006 sehr ähnlich sieht:

Motiv 2
Motiv 1

Nun weiß ich nicht, ob wjs bei mir geklaut hat, oder ob wir gemeinsam beim letzten Film von Peter Sellers geklaut haben, „Willkommen, Mister Chance“.

Motiv 0

Und da hat man doch eindeutig von Magritte geklaut…

…ist das noch nett?

Auf den schönen, großen Eröffnungstag, auf Rauchverbot, auf Katalanien, Koffeinrausch und Kurioses freut sich Ihr

Matthias Mayer

herrmayer@hotmail.com

* * *

Nächster Tag: Mittwoch [mehr…]

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