FAZ zur Buchhandelssituation in Frankfurt: Eine Schließung nach der anderen – geht Thalia auch nach Frankfurt?

FAZ-Mitarbeiter Manfred Köhler hat sich in Frankfurt umgesehen: „Wir passen nicht ins Firmenprofil“, sagt die Geschäftsführerin von Sussmann’s an der Katharinenkirche, Justine Schmidt, über den Eigentümer des Geschäfts, die Hamburger Valora Retail Services, auch ihm [mehr…]. Das Unternehmen ist auf Bahnhofsbuchhandlungen spezialisiert, 130 derartige Geschäfte betreibt es über das ganze Land verteilt. Sussmann’s aber bietet englischsprachige Literatur, Krimis, Science-fiction und Zeitschriften an. Als der Mietvertrag auslief, so Schmidt, habe sich Valora zur Schließung entschlossen.

„Es ist nicht die einzige Aufgabe einer Buchhandlung dieser Tage in Frankfurt“, weiß Köhler. „In der Buchhandlung Harri Deutsch an der Gräfstraße in Bockenheim läuft nur noch eine Art Ausverkauf; mit Neuware wird das Geschäft unweit der Goethe-Universität nicht mehr beliefert. Die Bockenheimer Bücherwarte an der Bockenheimer Landstraße ist bereits geschlossen, nur die kleine Dependance auf dem Campus wird noch fortgeführt. Zu erfahren ist derlei vom Marburger Rechtsanwalt Boris Schmidt-Burbach. Denn für die Eigentümerin dieser Geschäfte, die Fachbuch Mediasales GmbH & Co. KG in Gladenbach, wurde ein Insolvenzverfahren beantragt, und Schmidt-Burbach ist zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt worden [mehr…], schreibt Köhler.

Wenn auch jede Schließung ihre eigenen Ursachen hat, so können sie doch als Vorboten für größere Änderungen genommen werden, die auch Frankfurt womöglich bevorstehen. Denn während die Einwohner der Mainmetropole über eineinhalb Jahrzehnte hinweg glaubten, mit dem 4000-Quadratmeter-Bücherkaufhaus von Hugendubel sei gleichsam das letzte Wort in Sachen Konzentrationsprozeß in dieser Branche gesprochen, hat sich anderswo viel getan. Mit enormer Kraft treibt der Hagener Douglas-Konzern die Expansion seiner Buchhandelskette Thalia voran, und nicht weniger schnell wächst von Augsburg aus die zur katholischen Kirche gehörende Kette Weltbild Plus.

„Daß die beiden umsatzstärksten Ketten ausgerechnet die Frankfurter Innenstadt, die zu den besten Einzelhandelsstandorten Deutschlands zählt, auf Dauer Hugendubel überlassen, läßt sich schwer vorstellen. So ist denn auch immer wieder das Gerücht zu hören, Thalia wolle in das neue Einkaufszentrum „Frankfurt Hoch Vier“ hinter dem Kaufhof, wozu man in der Hagener Unternehmenszentrale aber nicht Stellung nimmt“, schreibt Köhler. Das wäre fast in Sichtweite zu Hugendubel auf der Frankfurter Flaniermeile Zeil, Luftlinie vielleicht 500 Meter.

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