Kommt er oder kommt er nicht auf Deutsch: Der zweite Teil von Neal Stephenson’s Barock-Triologie „The Confusion“

Neal Stephenson, einer unserer Lieblingsautoren http://www.nealstephenson.com, hat Wort gehalten:

Innerhalb eines Jahres legte er alle 3 Bände seines Barock-Zykluses http://www.quicksilver.com vor, je Buch um die 900 Seiten stark. Das war im Jahr 2004. Während wir allerdings in Deutschland immer noch auf die Übersetzung des zweiten Teils, The Confusion, warten müssen, den Random House/Manhatten http://www.randomhouse.de/manhattan ursprünglich für den Herbst dieses Jahres (2006) angekündigt hat, ist dieser Tage in den USA der 3. Band The System of the Word http://www.harpercollins.com bereits als Taschenbuch erschienen!

Auch wenn es viel Arbeit ist, die über 800 Seiten von The Confusion ins Deutsche zu übertragen, was Juliane Gräbener-Müller und Nikolaus Stingl bei Quicksilver ganz hervorragend gelungen ist, fragen wir uns doch, wie lange der Verlag Random House seine deutschen Stephenson-Fans noch auf die Folter spannen möchte. Über die ersten beiden Bände, Quicksilver http://www.quicksilver.com und The Confusion haben wir an dieser Stelle ja schon ausführlich berichtet link[mehr…] so dass Buchmarkt.de-Leser einigermassen auf dem aktuellen Stand der Dinge sind. Doch wie geht es weiter?

Rekapitulieren wir nochmals kurz: The Confusion endet, nach einer bewegten Reise um die Welt, mit der Ankunft Jack Shaoftes, dem König der Vagabunden und einem der Protagonisten, in seiner Heimatstadt London im Oktober 1702. Und er sagt niemand geringerem als Isaac Newton, dem Begründer der modernen Physik und oberstem Münzvorsteher der Britschen Krone, den Kampf an.

Der 3. Teil, The System of the Word beginnt am 15. Januar 1714 mit der Ankunft von Daniel Waterhouse, Naturwissenschaftler, Erfinder, Krypthograph, Mitglied der Royal Society, Puritaner und Freund Newton’s wie Leibniz’s, in England und endet am Freitag, den 29. Oktober 1714 in London. Stephenson nimmt damit den Faden, den er in Quicksilver mit der Heimrufung von Daniel aus Amerika gesponnen hat, um den Streit zwischen Leibniz und Newton zu schlichten, wieder auf und führt in The System of the World alle Handlungsstränge und Personen zusammen. Nicht von ungefähr hat Stephenson dafür das Jahr 1714 gewählt, in dem der Kurfürst von Hannover als Georg I. den englischen Thron besteigt und seine charismatische Schwiegertochter Caroline von Ansbach Prinzessin von Wales und 13 Jahre später Königin von England wird. Noch einmal erlebt Daniel, wie im Winter des Jahres 1688/89, ein Jahr der grundlegenden politischen und gesellschaftlichen Veränderungen in England, in deren Mühlen er immer tiefer hineinschlittert. Ob es der Bau seiner merkwürdigen Maschine ist, die aus Wasser Energie, sprich Strom macht, seine Verwicklung in die Ränke um den sagenhaften Schatz von Salomon’s Gold, also Gold aus dem sich wieder Gold gewinnen lässt, oder um seine Bemühungen Jack, den Vagabunden, der zu Jack, dem Münzer, geworden ist, habhaft zu werden – Daniel Waterhouse muss mehr als einmal um seinen Kopf fürchten. In all dem Wirrwarr, im dem auch Eliza, die Gräfin von Zeur und Herzogin von Qwghlm wieder eine tragende Rolle spielt, geht es in erster Linie doch immer um die Macht und die Währungen, die diese Macht aufrecht erhalten und garantieren: Gold, Geld (1694 wurde die Bank von England gegründet), der Handel, Informationen und so manch anderes.

Im Gegensatz zu The Confusion, das Stephenson mit einem Paukenschlag eröffnet und die Handlung auf allen Ebenen vorantreibt, braucht das 900 Seiten Buch The System of the World schon mal 400 Seiten Anlauf, um so richtig loszulegen. Nicht, dass es an Handlung oder Wirrnissen mangeln würde, im Gegenteil, doch die Faszination der Dichte, besonders zum Ende hin, die uns regelrecht in das Buch hineinsaugt, stellt sich erst in der zweiten Hälfte ein. Über die wir hier, fairerweise, nicht allzuviel preisgeben. Nur so viel sei gesagt: Wer sich auf die Reise durch den fast 3000 Seiten starken Barock-Zyklus begibt, wird auch in The System of the World immer wieder wunderbar überrascht und mit einem fabelhaften Epilog belohnt.

Dem deutschen Leser bleibt zu wünschen, dass der 2. Teil, The Confusion, in diesem Herbst erscheint und wer Orientierung im Personen-, Namens-, Orts- und Zeit-Dschungel der Saga sucht, dem sein das dazugehörige Metaweb http://www.metaweb.com/wiki/wiki.phtml empfohlen. Dort finden sich inzwischen über 1000 Artikel, eingebettet in die freie Web-Enzyklopädie Wikipedia link:(http://www.wikipedia.org), die sich mit den Personen, Charaktären, Hintergründen, Vorlagen und Orten beschäftigten, die im Barock Zyklus eine Rolle spielen. Als „Bei-Lektüre“ zum Barock-Zyklus empfehlen wir Das moderne Weltsystem II – Der Merkantilismus von Immanuel Wallenstein, 430 S., 29,90 E., Promedia Verlag, Wien 1998, http://www.mediashop.at

STEFAN BECHT stefan@stefanbecht.de

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