Georg Siebecks Antwort auf Matthias Ulmer

Verleger Georg Siebeck hat gestern den Brief von M.U. [mehr…] nicht unwidersprochen gelassen, und will es auch hier nicht tun, da der Briefwechsel öffentlich wird: Das war hier seine Antwort von gestern abend:

Lieber Herr Ulmer,

vieles, von dem Sie schreiben, habe ich durchaus bedacht. Ich will auch
garnicht das Rad der Geschichte zurückdrehen. Selbstverständlich werden
und sollen die Großen der Branche, und das heißt: deren Angestellte, im
Verband wirken. Das ist durchaus auch im Interesse der Kleinen: Wer sich
in großen Organisationen auskennt, wird den Verband effektiver führen
können; und wenn nur die Kleinen die Verbandsarbeit machen, tragen sie
überproportional die Kosten zur Erhaltung der Infrastruktur.

Ich hätte also nichts gegen einen Thalia-Mann (oder eine Thalia-Frau) als
Vorsteher — wenn er oder sie als solche gewählt wurde. Ich unterstelle
Herrn Schormann auch nicht, daß er nun Thalia-Interessen im Börsenverein
in den Vordergrund stellt.

Es geht um schlicht um eine Frage des Stils. Und die Antwort darauf hat
Signalwirkung: Wollen wir „Burgfrieden“ und „Jetzt erst recht“ oder
wollen wir uns um Ehrlichkeit und Redlichkeit bemühen, auch wenn das
schwer fällt und vielleicht aktuell weniger glanzvoll ist.

Wenn in einer solchen Situation der Verein, wie jetzt geschehen, so tut,
als sei nichts geschehen, dann gibt der Verein sich der Lächerlichkeit
preis, mehr noch als schon im letzten Jahr, mehr noch als anläßlich der
gloriosen Geburtstagsfeier, die er kürzlich für seinen Vorsteher
ausgerichtet hat… — Wieviel mehr noch kann er ertragen?

Deshalb bleibe ich auch und gerade angesichts der von Ihnen aufgezeigten
Alternativen bei meinem Rat an Herrn Schormann.

Herzliche Grüße Ihres Georg Siebeck

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