Nun auch dabei: Die Suchmaschine Yahoo startet ein Digitalisierungs-Projekt für Bücher

So schnell kann’s gehen im Web und schon sind die Karten neu gemischt. Gestern gab die Suchmaschinen-Firma Yahoo http://www.yahoo.com in den USA bekannt nun ebenfalls ein Projekt zur Digitalisierung von Büchern zu starten. Interessant ist die Konstellation, denn Yahoo hat sich außergewöhnliche Verbündete gesucht. Mit von der Partie, und natürlich vorweg gehen, muss Brewster Kahle, ein Internet-Urgestein und Gründer des Internet Archive http://www.archive.org. Damit ist -weltweit- die Reputation des Unterfanges im Web schon mal sichergestellt. Wie es Brewsters Art ist hat er eine ungewöhnliche Allianz unter dem Dach der eigens dafür gegründeten Open Content Alliance (OPA) http://www.opencontentalliance.org geschmiedete. Die Technologie zum Bearbeiten und Einscannen der Bücher soll von Hewlett Packard kommen, die Softwarefirma Adobe soll Lizenzen für Acrobat und Photoshop überlassen haben und Tim O’Reilly mit seinem Fachverlag für Computerbücher http://www.oreilly.com mischt ebenfalls mit.

Im ersten Schritt sollen 18.000 Bücher, deren Copyright definitiv ausgelaufen ist und die von der Universität von Kalifornien ausgewählt wurden, digitalisiert werden. Diese Inhalte stammen von der Universität von Toronto, der von Kalifornien, vom Nationalen Archiv in Großbritannien, dem O’Reilly Verlag, dem Prelinger Archiv und dem Europäischen Archiv.

Im Gegensatz zu Google Print http://print.google.de oder Amazons Search Inside the Book http://www.amazon.de sollen die durch OPA digitalisierten, indexierten und mit Suchalgorithmen versehenen Bücher allen Suchmaschinen zur Verfügung gestellt werden. Kahle, der aus der Open Source-Bewegung stammt, bezeichnet das als „interoperable Bibliothek“, in die auch Reden, Audio- und Video-Dateien einfliessen sollen http://www.ysearchblog.com/archives/000192.html. Wobei es um herunterladbare Feindaten der public domain-Bücher geht. Neben dem Web sollen die kostenlosen Dateien auch für PDAs und den iPod geeignet sein. Das Angebot steht unter der Lizenz des von Lawrence Lessig entwickelten Creative Commons -Rechtemodells http://creativecommons.org, das immer mehr Freunde und Anhänger findet. Bereits am 25. Oktober diesen Jahres will OPA seine Scan-Technologie und erste Ergebnisse der Öffentlichkeit vorstellen.

Über die Summe, die die Partner in das OPA Projekt einbringen, können wir nur spekulieren. Insgesamt soll es sich um einen größeren einstelligen Millionen Betrag (in US-Dollar) handeln.

Das – wahrscheinlich endlose – Rennen um den Traum der „Bibliothek von Alexandria“ ist seit heute neu eröffnet. Und verstärkt damit den Druck auf die Autoren, Verlage und Rechteinhaber. Dabei geht es um viel weniger, als mancher vermeintlich vermutet. Aber ganz sicher geht es darum, zu einer Haltung zu gelangen, die klar und eindeutig ist, jedoch der Digitalität als festen Bestandteil unseres Lebens, wie sie Nicolas Negroponte http://web.media.mit.edu/~nicholas/ bereits 1995 in being digital http://archives.obs-us.com/obs/english/books/nn/bdcont.htm beschrieben hat, endlich Rechnung trägt. Mit anderen Worten: Get Wired!

Stefan Becht
stefan@stefanbecht.de

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