Hannover – und die Branche – geschockt: Wie konnte es zur Schmorl-Krise kommen?

So titelt die Presse in Hannover: „Schmorl-Krise schockt die Stadt“ – „Wie konnte es

Hannover ist geschockt

dazu kommen?“

Sichtlich ist man aber nicht überrascht, dass das Traditionsunternehmen sich in die Reihe ebenso prominenter Einzelhandelsfirmen in Hannover einreiht, die in den letzten Jahren in Schwierigkeiten kamen – großteils, weil sie an einem zu hohen Personalbestand festgehalten hätten. Weiland, seit zwei Jahren neuer Wettbewerber, habe auf doppelt so großer Fläche nur 45 Mitarbeiter – das Traditionshaus Schmorl & von Seefeld 145….

O-Ton Hannoversche Allgemeine Zeitung:

„Die Probleme der Buchhandlung Schmorl & von Seefeld sind älter als ihr junger großer Konkurrent. Die Eröffnung von Weiland im Jahr 2003 hat dem Traditionsgeschäft aus der Bahnhofstraße einen schweren Schlag versetzt. In Schwierigkeiten steckt das Unternehmen jedoch offenbar schon länger – und auch unabhängig von dem Bücherriesen in der Georgstraße. So leistete sich Schmorl & von Seefeld einen Personalbestand und ein Sortiment, die den Kunden zwar einen sympathischen, umfassenden Service garantierten, in einer überaus aggressiven und kriselnden Branche als längst nicht mehr zeitgemäß galten. “

Und von der aufwendigen und teuren Renovierung 1995 habe sich Schmorl & von Seefeld ebenfalls nicht erholt.

Die Entlassung von 43 Mitarbeitern im Jahr darauf war ein erstes deutliches Krisenzeichen. Wenig erfolgreich endete auch der teure Versuch, in andere Städte zu expandieren. Die Filiale in Osnabrück wurde im Jahr 2000 nur zwölf Monate nach der Eröffnung geschlossen. Das Geschäft in Göttingen gab das Unternehmen 2004 auf.

Die Zeitung weiter: „Das alles ging für das Stammhaus so lange gut, bis vor zwei Jahren mit großer Wucht erstmals eine der großen Buchhandelsketten auf den bis dahin vergleichsweise idyllischen hannoverschen Buchmarkt drängte, auf dem Schmorl der unbestrittene Platzhirsch war. Dass die Geschäfte für Weiland im ehemaligen Brinkmann-Haus erfolgreich laufen, daran hegt mancher in der Branche große Zweifel. Schmorl & von Seefeld hat das Unternehmen aber eindeutig zugesetzt.“

Als gesichert gilt, dass der Buchverkauf im Haus an der Bahnhofstraße vorerst weitergeht. Das Geschäft verfügt über eine erstklassige Lage und galt lange Zeit als umsatzstärkste Einzelbuchhandlung bundesweit. Als mögliche Käufer werden vor Ort schon Thalia und Buch und Kunst gehandelt.

In der Branche ist der Schock übrigens ebenso groß wie in Hannover: Die Krise von Schmorl & von Seefeld gilt als überdeutliches Signal, dass der Strukturwandel mit Härte auch die „Großen“ zum Wanken bringt.

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