Entscheidung über Zanolli-Zukunft soll Montag fallen / 60 von 220 Mitarbeitern gekündigt

Die Gerüchte um die Kölner Buchgroßhandels- und Verlagsholding Zanolli sind zwar

Guido und Bruno Zanolli (v.l.)

schon seit Wochen im Umlauf: Es hieß, Guido und Bruno Zanolli seien entmachtet, der neue 25% Partner 3i [mehr…] habe einen früheren Metro-Manager als Geschäftsführer eingesetzt; andere wollten wissen, dass gar Peter Schaper jetzt für diesen Posten angeheuert worden sei – was der aber sofort dementierte.

Alle diese Gerüchte haben einen wahren Kern: Guido und Bruno Zanolli sind zwar nach wie vor im Amt, aber es gibt tatsächlich ernsthafte Probleme (die wohl bis nach Frankfurt zur BAG ausstrahlen), für die bis Montag abend Lösungen gefunden werden müssen.

Bis dann soll entschieden sein, ob und wie es mit der Firma weitergeht; ein 3i-Sprecher bestätigt: „Wir haben Kenntnis von diesen Problemen und auch von den damit verbundenen Vorwürfen und sind darüber im ständigen Kontakt mit allen Betroffenen“ – für Dienstag nachmittag wird mit einer weiteren Information dazu gerechnet. Dann auch darüber, ob 3i an Bord bleibt und wer dann das Sagen hat. Guido Zanolli jedenfalls ist zuversichtlich: „Ich hoffe, dass wir das Unternehmen retten können.“

Doch es gibt ein erhebliches Finanzloch, das die neuen 25% Partner 3i wohl nicht mehr stopfen wollen. 60 von rd. 220 Mitarbeitern ist gekündigt worden; wie und ob es für die anderen weiter geht, wird sich vermutlich Montag entscheiden – im Gespräch wohl auch mit dem frischgebackenen 3i-Geschäftsführer Dr. Stephan Krümmer, der den Zanolli-Deal zwar nicht eingefädelt hat, aber vom Fach ist: Vor seiner Tätigkeit bei der Investmentbank Rothschild war er u.a. verantwortlich für das Buchclub-Geschäft der Bertelsmann AG (deshalb wahrscheinlich ist Peter Schapers Name – sichtlich eine Verwechslung – in diese Gerüchte eingeflossen).

Das Fass zum Überschwappen hatte jetzt eine anonyme Mail mit der sprechenden Absender-Kennung pleite_zanolli@gmx.net gebracht, die in der Branche für erhebliche Unruhe gesorgt hat. Die kursierte in den letzten drei Tagen, und seither liefen bei uns verstärkt Anfragen auf, was denn nun in Köln eigentlich los sei. Denn:

Zanolli war schon im Herbst vorigen Jahres erstmals wegen einer finanziellen Schieflage ins Gerede gekommen – bis sich im Dezember 2004 das international arbeitende Beteiligungsunternehmen 3i mit 25% an dem Kölner Unternehmen beteiligt hatte – mit durchaus ehrgeizigen Zielen, wie auf der 3i-Homepage http://www.3i.com/germany/ nachzulesen ist:

3i ist mit 25 Prozent an Zanolli beteiligt. Das Beteiligungsunternehmen hat ein Finanzierungspaket geschnürt und investiert gemeinsam mit einem Konsortium von Finanzinstituten rund 20 Millionen Euro. Mit diesem Kapital wird das hohe Wachstumstempo von Zanolli finanziert. Mit 34 Millionen ausgelieferten Büchern in 2004 ist Zanolli Marktführer. Spätestens 2006 sollen es mehr als 100 Millionen sein. „Der Markt für preisgünstige Bücher hat enormes Wachstumspotenzial“, sagte Herbert Seggewiss, Investment Director bei 3i. Er rechnet allein in Deutschland mit jährlichen Steigerungsraten von mehr als 25 Prozent.

„Im Jahr 2004 war Zanolli unsere fünfte Wachstumsfinanzierung. In 2005 wollen wir allein in Deutschland rund 70 bis 100 Millionen Euro in ähnliche Unternehmen investieren“, betont Robert Stein, Mitglied der Geschäftsleitung und zuständig für den Bereich Wachstumsfinanzierung in Deutschland. 3i bringt aber nicht nur Geld, sondern auch Know-how ein: Zanolli profitiert vom Wissen der Beiräte Barbara Ammann und Rolf Schuchardt.

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