Frankfurter Allgemeine Bücherei – Das „Premieren-Programm“ steht fest

„Wir verstehen uns als Schatzsucher (…) Alles ist möglich: Neue Prosa und neue Bilder, Vergessenes und Unerhörtes, Politik und Wissenschaft, ganz ohne Rücksicht auf den Trend (…) Die Qualität, die wir anstreben, wird ihren Preis haben. Nichts gegen das handelsübliche Dumping! Aber warum soll es nicht auch Bücher geben, die sich in jeder Hinsicht, von der Wahl der Titel bis zur Ausstattung, andere Maßstäbe setzen?“, fragen Hans Magnus Enzensberger und Franz Greno im Editorial der ersten FAB-Vorschau.

Sechs Titel, einer pro Monat, werden von November 2005 bis April 2006 erscheinen:

– November: Eine tragikomische deutsch-jüdische Familiensaga ohne Tabus von Irene Dische: „Großmama packt aus“, Roman. Aus dem Amerikanischen von Reinhard Kaiser. Ca. 320 S., Euro 29,50. Originalausgabe.

– Dezember: Ein legendärer Krimi und das epische Bild der amerikanischen Großstadt im Großformat und mit Aquarellen von Hans Hillmann: „Fliegenpapier. Nach Dashiell Hammetts Kriminalgeschichte Flypaper“, Deutsch von Carl Weissner. Ca. 256 S., Euro 36,50.

– Januar: Ein spontanes und unvorsichtiges Buch, das lebendig geblieben ist als Memento an einen vergilbten historischen Augenblick von Matthias Matussek: „Palasthotel oder Wie die Wende über Deutschland hereinbrach. Mit einer Eröffnung von Thomas Brussig und einem Postskriptum des Autors“, ca. 352 S., Euro 27,50.

– Februar: Eine Geschichte der Kosmologie von ihren babylonischen Anfängen bis zum Weltbild der Newtonschen Physik von Arthur Koestler: „Die Nachtwandler oder Die langwierige Enträtselung des gestirnten Himmels“, aus dem Englischen von Wilhelm Michael Treichlinger. Ca. 640 S., Euro 38,50.

– März: Kristian Ditlev Jensen: „Leibspeise“, Roman. Aus dem Dänischen von Sigrid Engeler. Ca. 448 S., Euro 32,50. Deutsche Erstausgabe. Das Romandebüt des 1971 geborenen Erzählers „ist keiner jener Liebesromane, die sich lesen wie ihr eigener Klappentext“, sagt der Vorschautext.

– April: Astolphe de Custine: „Russische Schatten. Prophetische Briefe“, aus dem Französischen von Johann August Diezmann. Mit einem Essay von Sonja Margolina. Ca. 512 S., Euro 29,50. „Das intelligenteste Buch, das je ein Ausländer über Russland geschrieben hat“, sagte Alexander Herzen über diesen politischen Bestseller aus dem 19. Jahrhundert.

Die „Frankfurter Allgemeine Bücherei“ (das Kürzel FAB – mit demselben hohen Klang wie FAZ – wird sich auf Dauer nicht vermeiden lassen, auch wenn ein elegantes E-G-Symbol die Vorschau ziert) wird herausgegeben und eingerichtet von Hans Magnus Enzensberger (auf dem Vorschaucover als „Der Hüter“ hyperrealistisch gemalt von J.P. Tripp) und Franz Greno, die gemeinsam auf den Glücksfall hinweisen, „dass sich für dieses Projekt zwei starke Partner gefunden haben, die in der Lage sind, es auf dem Buchmarkt durchzusetzen: die ‚Frankfurter Allgemeine Zeitung’, die eine besonders aufwendig ausgestattete, limitierte Erstauflage übernimmt, großzügig bewirbt und ihren Lesern etwa vier Wochen vorab exklusiv liefert und der Deutsche Taschenbuch Verlag, der für die Buchhandels-Ausgabe unserer Edition seine Erfahrung und seine Kompetenz zur Verfügung stellt.“

Denkbar sind daher vier Verwertungsstufen: 1. limitierte FAB-Erstauflage, 2. FAB-HC-Ausgabe, 3. dtv-Premium-Ausgabe, 4. dtv-TB-Ausgabe. Das Copyright der FAB-Titel wird beim dtv liegen. Die Preisstruktur weist darauf hin, dass die FAB sich deutlich von allen bisherigen in Medienpartnerschaften mit Tageszeitungen und Zeitschriften entstandenen und geplanten Billigbibliotheken abheben wird. Für die FAB haben sich offenbar vier Partner gefunden, die den Schleuderpreisbüchern ein Höchstmaß an redaktioneller und herstellerischer Sorgfalt entgegensetzen.

Nicola Bardola

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