Dramatisch oder nicht? Die Welt und die NZZ zum drohenden Fall der Buchpreisbindung in der Schweiz

Heute in der WELT ein Kommentar von Uwe Wittstock zum jüngsten Schweizer Vorstoß gegen die Preisbindung: [mehr…]

„Die Nachricht klingt dramatischer als sie ist: Die Wettbewerbskommission (Weko) der Schweiz hat die Buchpreisbindung für deutschsprachige Bücher verboten. Nach den üblen Erfahrungen die man unter anderem in Frankreich und Schweden nach der Aufhebung des verbindlichen Ladenpreises für Bücher gemacht hat, klingt das zunächst alarmierend für Verlage und Buchhändler. Doch der Börsenverein des deutschen Buchhandels beruhigt: Die Entscheidung der Weko ist nicht rechtskräftig und muß auf Betreiben der Schweizer Buchhändler noch einen langen Instanzenweg hinter sich bringen – um schließlich wohl vom Schweizer Bundesrat verhandelt zu werden. Der aber tritt, wie Beobachter sagen, mehrheitlich für die Fortführung der Buchpreisbildung ein.“

„Aber selbst wenn die Preisbindung in der Schweiz fallen sollte, wären die Auswirkungen auf die deutsche Buchbranche nicht gravierend. Bereits jetzt müssen sich nur hiesige Buchhändler nach dem deutschen Gesetz zur Buchpreisbindung richten. Schon heute dürfen bei grenzüberschreitenden Verkäufen Rabatte gewährt werden: Schweizer Buchhändler können, wie jeder ausländische Buchhändler auch, deutschen Lesern deutsche Bücher ohne Rücksicht auf den vom Verlag festgelegten Preis verkaufen. Doch diese Möglichkeit ist bislang weder für Buchhändler noch für -käufer sonderlich attraktiv und wird deshalb wohl auch künftig kaum genutzt werden.“

„Zudem ist die deutschsprachige Schweiz für die deutschen Verlage ein zwar geschätzter, aber ökonomisch überschaubarer Markt. Die meisten Buchhäuser liefern kaum mehr als fünf bis acht Prozent ihrer Produktion in das Nachbarland. Und eine mögliche Gesetzesänderung in der Schweiz hätte außerdem keine Auswirkung auf die Situation in der EU. Hier nämlich setzt sich die Buchpreisbildung immer mehr durch. Eine Mehrheit der jüngst der EU beigetretenen Länder ist zur Zeit im Begriff, ihrerseits die Buchpreisbindung einzuführen.“

Joachim Güntner hingegen wundert sich in der NZZ über die verhaltenen Reaktionen aus Deutschland auf die Entscheidung der Weko:

„Ein bisschen mehr Aufregung über den drohenden Fall der hiesigen Buchpreisbindung hätte man unter den deutschen Verlagen schon erwartet – immerhin kommt das Gros des Angebots in Schweizer Buchläden aus ihrer Produktion. Doch es überwiegen die unaufgeregten, zuweilen gar verschlafenen Reaktionen.“

Der ganze Artikel: http://www.nzz.ch/2005/04/01/fe/articleCP8JF.html

Siehe dazu auch unsere heutige Kolumne von Gerhard Beckmann: [mehr…]

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