Kiepenheuer & Witsch wird nach 38 Jahren die Auslieferung wechseln [mehr…]. Anlass für Fragen an Vertriebsleiter Reinhold Joppich: Warum – und was das für den Handel bedeutet…
BuchMarkt: Sie haben jetzt 38 Jahre mit der VVA zusammengearbeitet, schmerzt es da nicht, eine solche Verbindung zu kappen?
Joppich: Natürlich, das ist wie eine Ehe die geschieden wird. Darum schmerzt die Scheidung auch. Seit 1966, also seit 38 Jahren hat Kiepenheuer & Witsch über die VVA den Buchhandel beglückt. Wenn ich an Höhen und Tiefen dieser Beziehung denke, dann gab es in all den Jahren wie in jeder guten Ehe den einen oder anderen Strauß auszufechten, aber im Grunde genommen, war es immer eine recht harmonische und effektive Ehe.
Sie haben doch auch große Erfolge zusammen gehabt!
Ja, deshalb sei an dieser Stelle unser aufrichtiger Dank an die VVA gerichtet, die mit uns Rekorde aufstellte (1985 in 2 1/2 Monaten den deutschsprachigen Buchhandel und auch andere mit 1,8 Mill. Exemplare Wallraff übersäte).
Und warum dann der Wechsel? Ist die VVA nicht mehr attraktiv genug, muss eine junge Frau her?
Wenn es so einfach wäre. Der Wechsel findet aus sehr rationellen Gründen statt. Wie der Buchhandelswelt sicherlich bekannt ist, sind wir ja seit ein paar Jahren eine 85 % Holtzbrinck-Tochter. Seit einiger Zeit liefern Rowohlt und S. Fischer über Sigloch, Blaufelden aus, den Bestellservice vollbringt die HGV in Hamburg.
Aber muss man alles machen wie die Zentrale will?
Das macht schon Sinn, da es ja nur logisch nachvollziehbar ist, dass Holtzbrinck seine Verlage nur zu gern in einer Auslieferung sieht. Als uns nahegelegt wurde, diesen Schritt zu vollziehen, kamen natürlich vielerlei Bedenken auf. Allein das Damoklesschwert des Auslieferungswechsel zum Jahresende. Unerfahren und ungeübt erwarten den Vertrieb schlaflose Nächte. Aber Dank der Unterstützung der Kollegen und Kolleginnen von Fischer und Rowohlt sehen wir dem Wechsel gelassener entgegen.
Und wo liegt der Sinn des Wechsels?
Ein ganzer wichtiger Aspekt in diesem Zusammenhang, ist der Effekt der Bündelung.
Und was heißt das in der Praxis?
In der Praxis bedeutet dies besten Service, kompetente Betreuung und schnelle Lieferung. Abgesehen von der Novitätenauslieferung, bekommt der Buchhandel ab Januar 2005 Nachlieferungen, Backlistbestellungen und besonders wichtig, die Taschenbücher der drei Verlage in einer Lieferung auf einer Rechnung.
Die VVA hat doch auch so einen Schnellservice!
Das stimmt schon, jedoch ist der Wechsel für alles Seiten effektiver, kostengünstiger und zusätzlich umsatzsteigernd. So wurde es mir von vielen Buchhändlern in vielen Gesprächen bedeutet.
Trauen Sie sich jetzt noch zur jährlichen VVA Tagung Anfang Dezember?
Zur VVA Tagung nach Berlin fahre ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Ich freue mich wie immer auf die abwechslungsreiche, informative und auch unterhaltsame VVA-Tagung. Mit Trauer werden wir dort dann Abschied nehmen.
Wenn das so ist – was wird dann mit den anderen Holtzbrinck-Verlagen?
Fragen Sie die doch einfach…
(Foto: Melanie Grande, Köln)
