Yahoo hat Googles Such-Interface nachgebaut / Google entwickelt einen eigenen Web-Browser: GBrowser//Amazon’s eigene Suchmaschine A9.com sucht noch tiefer als gedacht

Gestern hat der Internet-Suchdienst Yahoo http://www.de.yahoo.com, den wir zu den Urgesteinen des Internets zählen dürfen, das Interface (Erscheinungsbild) seiner Suche vereinfacht. Mit anderen Worten: Yahoo hat das Interface seines schärfsten Konkurrenten, Google http://www.google.com, kurzer Hand mal nachgebaut. Zu Betrachten ist das hier: http://de.search.yahoo.com/news?qry=&ei=UTF-8.

Verkauft wird das Ganze als Vereinfachung der Nachrichten-Suche. Es lässt sich aber nun, genau wie bei Google, nicht nur nach „Nachrichten“, sondern auch nach „Bildern“, im „gesamten Web“ oder auch nur nach „Websites in Deutsch“ suchen. Einher geht dies mit der Meldung, dass die Yahoo-Tochter, der Suchmaschinen Vermarkter Overture sein Geschäft auf die Länder China, Hong Kong, Tawain, Brasilien und Kanada ausdehnt.

Gleichzeitig meldete die New York Post, also nicht gerade das seriöseste N.Y.-Blatt, am 19.9.2004 unter der launigen Headline „Google picks Gates Brains“, dass Google in den letzten Wochen ein gutes halbes Dutzend der besten Software-Entwickler und -Programmierer angeheuert hat http://www.nypost.com/business/30438.htm. Was erst mal nicht weiter verwunderlich ist, denn die Kriegskasse von Google ist seit dem Börsengang ja mehr als gut gefüllt. Mit dabei sind allerdings 4 Techniker, die massgeblich an der Entwicklung des Internet Explorers, des Web-Browsers von Mircosoft beteiligt waren. Darunter ist auch John Beda, Mircosofts Chefentwickler für das Interface der nächsten Windows-Version, Avalon. Die New York Post leitet daraus ab, dass Google wohl gerade an einem eigenen Web-Browser arbeitet, der gbrowser heissen soll und damit gut in das Konzert der anderen Google-Dienste, wie google, gmail (E-Mail), froogle (Verkaufsdienst), Orkut (geschlossene Online-Community) und dem geplanten Desktop-Suchdienst Puffin passen würde. Wahrscheinlich liegt das Revolver-Blatt N.Y. Post diesmal gar nicht so verkehrt, denn schon seit Januar diesen Jahres hat Google die Web-Domain „www.gbrowser.com“ für sich gekauft.

Weniger beachtet wird in der Öffentlichkeit momentan die Entwicklung von Google Print http://print.google.com/print/faq.html, dem speziellen Google-Suchdienst für Bücher, über den wir ausführlich in der August-Ausgabe des BuchMarkt’s berichteten. Inoffiziellen Quellen zufolge ist „das Experiment“ Google Print inzwischen auf 120 000 gelistete Bücher ausgedehnt worden. Und dürfte damit das Stadium „des Experiments“ längst überschritten haben. Die spezielle Buch-Suchmöglichkeit, die seit dem Wochenende durch Amazon’s http://www.amazon.com eigene Suchmaschine A9.com http://a9.com angeboten wird, siehe unsere Meldung dazu auf die meldung, dürfte Google nicht gerade erfreuen und eher zum Handeln anstacheln. Immerhin geht es um eine der wichtigsten Schlüsselfunktionen für und im Web: Die Suche und das Finden. Wobei Letzteres immer der Duktus und erste Schritt für einen Verkaufsimpuls ist.

Amazon’s Suchmaschine A9.com durchforstet bei einer Suchanfrage nicht nur das ganz Web, sondern auch mögliche Bild-Quellen, die gesamte Internet Movie Database http://www.imdb.com und die Lexika von Guru.Net http://www.gurunet.com. Dazu kommt die gesamte Buch-Datenbank von Amazon sowie, aufgepasst, das Volltextarchiv von gut 100 000 durch Amazon digitalisierten Büchern. Ja, hier dürfen wir sagen: Das ist eine Spätfolge des Amazon-Services „Search Inside the Book“, der beim Start für viel Aufregung sorgte und dann fast in Vergessenheit geriet. Übrigens ist es auch in Deutschland so, dass Verlage, die bei Amazon gelistet werden wollen, sämtliche Copyrights ihrer Werke bei Amazon an der Garderobe abgeben müssen. Wer’s nicht glaubt, der liest die Amazon AGB’s mal richtig.

Und nochmals: Wenn wir Amazon, E-Bay, Google und Yahoo nicht die Abbildung der Welt im Web und zusammengenommen das Beinahe-Monopol auf die Darstellung von Büchern überlassen wollen, sind die Verlage mehr denn je gefordert, den Menschen, die sich im Web für Bücher und Autoren interessieren (und dort auch kaufen) ihre Daten so qualifiziert aufzubereiten und vorzustellen, dass dies nicht nur ein schwacher Verkaufs-Abklatsch a la Amazon ist. Dies erfordert schon alleine der Respekt gegenüber Werk, Autor und Handel. Und noch was: Wenn wir darauf warten wollen, bis der Börsenverein des deutschen Buchhandels, dessen natürliche Aufgabe es wäre, sich darum kümmert, dann können wir nur sagen, was Wolfgang Bank so schön schrieb: Gute Nacht!
STEFAN BECHT stefan@stefanbecht.de

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