Die schlechte Presse für den Börsenverein hört nicht auf: Mit dem von buchmarkt-online soeben [mehr…] vermeldeten ,,Preis der Leipziger Buchmesse“ ab 2005 dürfte der Börsenverein erneut in Erklärungsnotstand geraten. Zahlreiche Leseranfragen beweisen, dass die Zusammenhänge der Preis-„Verteilung“ nicht jedem mehr präsent sind. Deshalb hier eine kurze Rückschau auf ein durchaus brisantes Branchenpolitikum.
Vor der letzten Leipziger Buchmesse in einem Börsenblattinterview (9/2004) ließ Börsenvereins-Vorsteher Dieter Schormann eher beiläufig die Bemerkung fallen, der „Deutsche Bücherpreis“ mache Schwierigkeiten, und man wolle für Frankfurt etwas Eigenes machen. Im Juni dann kam aus Frankfurt die offizielle Absage zum Bücherpreis. Das – so sagen uns Insider in Leipzig – führte dazu, dass die Leipziger Messe ankündigte, als Ersatz für den ohnehin von Frankfurt „ferngesteuerten“ Bücherpreis etwas Eigenständiges zu setzen. Man ließ dann die Leipziger Messe-Verantwortlichen bis zum 10. September zappeln, bis es zu einem „Preis-Gespräch“ mit den Börsenvereins-Verantwortlichen kam.
Dann aber wurde ziemlich deutlich gemacht: Der Börsenverein wünscht keinen eigenen Leipziger Preis und kam mit dem Vorschlag, z.B. den „Preis der jungen Leser“ (AvJ in Kooperation mit der Stiftung Lesen) als „Ersatz“ für den nationalen Bücherpreis zu nehmen. Interessant und wichtig, aber – als „Ersatz“ für eine nationale Auszeichnung eine Nummer zu klein, fanden die Leipziger. Die dann kurz darauf mit (freilich wenig) Erstaunen feststellten, dass der Börsenverein sehr wohl an einem nationalen Bücherpreis interessiert war und ist, wie die Ankündigung für den „Nationaler Deutscher Buchpreis“ vom 14. September beweist. Nur eben will der Börsenverein diesen nicht in Leipzig. Aber darum muss er sich nicht mehr sorgen. Die Leipziger haben mit dem „Preis der Leipziger Buchmesse“ etwas durchaus repräsentatives Eigenständiges in der Pipeline. Und haben nun auch die inhaltliche Hoheit über das Projekt.
