Groenewold Verlage bauen Personal ab / Independent Modell gescheitert?

Wie jetzt bekannt wird, ist bei den Sabine Groenewold Verlagen in Hamburg am vorigen Montag wesentlichen Schlüsselfiguren betriebsbedingt gekündigt worden. Gehen müssen Christina Knüllig, Lektorin der EVA, Vertriebsleiterin Manuela Mammes und die Marketingleiterin Dorothée Engel, die gleichzeitig auch das Buchprogramm der Hanse Krimis verantwortet.

Nachdenklich macht, dass sich Verlegerin Sabine Groenewold vor zwei Monaten schon von dem Rotbuch-Lektor Olaf Irlenkäuser getrennt hat, der von Suhrkamp gekommen war: Alle Programmteile scheinen damit erst einmal führungslos.

Was zu bedauern ist, denn jetzt sieht es so aus, als sei das Experiment, die Verlage eva, Rotbuch und Die Hanse unter dem Verlagsdach Sabine Groenewold Verlage zusamnenzufassen, mit dem sich Verlegerin Sabine Groenewold 2001 mit der Idee einer neuen „Independent-Dachmarke“ zu Wort gemeldet hatte, gescheitert.

Noch weiß keiner, wohin weiter die Reise geht. Die Verlegerin gibt vorerst keinen Kommentar; man wird wohl erst mal mit einer Rumpfmannschaft und einem externen Berater (der seit Mai im Hause ist), abwarten, ob weitere Sparmaßnahmen greifen und welche Früchte die neue Produktion bringt: Ein neuer Gore Vidal kommt in diesen Tagen – es gibt vielversprechende Vorbestellzahlen.

Dazu scheinen die Hanse-Krimis auf bestem Weg, das regionale Ghetto des Nordens nach Süden zu durchbrechen (für einige Titel gibt es schon dritte Auflagen); bei Rotbuch ist es gelungen, mit Laura Lippman eine vielversprechende Krimiautorin zu etablieren und hat gerade mit George Pelecanos einen aktuellen Krimipreisträger im Programm. Und die eva ist etwa mit Jedediah Purdy “ Das Elend der Ironie“ „Und das ist Amerika“ ständig in den Buchbesprechungsspalten zu finden, wie auch Paul Berman mit „Terror und Literatur“, der positive Resonanz findet.

Schade, dass die Blütenträume für dieses engagierte literarische und Sachbuchprogramm nicht reifen konnten und ein engagiertes Verlagsteam auseinanderbricht. Fazit: Verlage bestimmter Größenordnung sind heute sichtlich nicht mehr in der Lage, im Wettbewerb mit den Großen mitzuhalten – spätestens, wenn die die Konjunktur schwächelt. Oder, wenn der oder die Eigner nicht unbegrenzt zuschiessen wollen oder können. Kein Geheimnis, dass Kurt Groenewold schon lange zögert, das unbegrenzt zu tun.

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