Amazon und E-Bay melden Rekordumsatz und -gewinn für das erste Quartal 2004 / Google strebt zur Börse und wird wegen dem E-Mail-Service „Gmail“ heftig kritisiert

Zwei der drei ganz Grossen im Web haben jetzt ihre Zahlen für das erste Quartal 2004 vorgelegt. Demnach hat „Earth’s biggest Selection“, Amazon http://www.amazon.de seinen Umsatz auf das Rekordniveau von 1,53 Milliarden US-Dollar und seinen Gewinn auf 111 Millionen US-Dollar steigern können. Damit kann Amazon zum dritten Mal in Folge einen satten Quartalsgewinn vorweisen. Der Vergleich zum ersten Quartal 2003 machts noch deutlicher: Umsatz 1,08 Milliarden US-Dollar und ein Verlust von 10 Millionen US-Dollar. Im Gegensatz zu Deutschland bietet Amazon in den USA bereits über 60 Shops unter seinem Dach an und wir können alles nicht nur kaufen, von der Gartenharke bis zur Jeans, sondern auch wieder verkaufen. Mit anderen Worten: Was es hier nicht zu kaufen gibt, gibt’s nicht. Eine ausführliche, sehr gut gemachte Übersicht über die wirtschaftliche Entwicklung von Amazon gibt es hier: http://www.heise.de/newsticker/meldung/46787

Auch das Web-Versteigerungshaus E-Bay http://www.ebay.de darf sich freuen: 756 Millionen US-Dollar Umsatz und gute 200 Millionen US-Dollar Gewinn im ersten Quartal 2004, was in beiden Fällen einer Steigerung von fast 50% zum ersten Quartal 2003 entspricht, kann E-Bay ansagen. Die E-Bay-Tochter PayPal, ein Webzahlungsdienst, wickelte Transaktionen im Wert von 4,3 Milliarden US-Dollar ab. 100 Millionen registierte Nutzer und 146 000 Online-Läden vereint E-Bay bereits unter seinem Dach. Erst im Februar hat E-Bay den grössten Gebrauchtwagenhändler des Webs, mobile.de, übernommen und seit dem 1. April (kein Scherz) werden auch Immoblien angeboten. Mit anderen Worten: Was es hier nicht zu kaufen gibt, gibt’s nicht. Mehr Infos hier: http://www.heise.de/newsticker/meldung/46744

Der dritte Grosse im Web-Bund, Google http://www.google.de, braucht noch keine Zahlen vorzulegen, da er erst jetzt an die Börse strebt. In den USA wird die grösste Web-Suchmaschine als „heissester IPO des Jahres“ gehandelt
und mit einem Emissionswert von ca. 15 Milliarden US-Dollar antaxiert.

Google, die am 1. April (wieder keine Scherz) angekündigt haben einen kostenlosen mit Werbung versetzten E-Mail-Service mit Namen „Gmail“ http://www.gmail.com anzubieten bekommen es gerade ganz Dicke. Denn finanziert werden soll „Gmail“ mit textbezogener Werbung innerhalb der E-Mails. Konkret heisst das: Wenn wir in einer E-Mail das Wort „Amazon“ verwenden, wird eine Werbung (Textanzeige oder Link) von „Amazon“ eingeblendet werden. Angeblich alles maschinell und automatisch. Auch wer’s glaubt, wird nicht seelig. Denn wie die Google Justiziarin
Nicole Wong gerade in den USA bestätigte, genügt ein einzelner, dem Nutzer angehefteter „Cookie“, um eine Verbindung zwischen der Suchmaschine „Google“ und dem Webmail Dienst „Gmail“ herzustellen. „Cookies“ sind kleine Webapplikationen, die im Webbrowser eines Nutzers hinterlegt werden, meist zur späteren Identifizierung. Sie werden mit
Vorliebe bei „Registierungen“ bzw. „Log-in’s“ gesetzt. Für das „Session-Management“ einer Website, also zum Beispiel beim Einkaufen in mehreren Schritten, sind „Cookies“ unabdingbar. Google kann also, in Verbindung mit Gmail und seinen anderen Webdiensten, wie zum Beispiel „Blogger“ http://www.blogger.com oder auch der Google
Verkaufswebsite „Froogle“ http://froogle.google.com ein sehr komplexes persönliches Profil eines Nutzers erstellen und vermarkten.

Google sieht sich daher, ähnlich wie Amazon, die bei ihrer neue Suchmaschine „A9.com“ http://a9.com ebenfalls Nutzerprofile von Amazon mit A9.com und „Alexa“ http://www.alexa.com kreuzen, heftigster Kritik ausgesetzt.
Erschreckend ist auch die Dominanz, die AEG – Amazon, E-Bay und Google mit ihren zahlreichen Spin-offs, Unterfirmen und Verschachtelungs-Links erreicht haben. Textbezogene Werbeeinblendungen in privaten E-Mails, doppelt
registierte Nutzerschaften, geschlossene Angebots-, Verkaufs- und Zahlungssysteme, gekaufte Suchergebnisse – zusammen versuchen AEG – Amazon, E-Bay und Google uns vorzuflunkern, sie seien das ganze Web. In diesem Moment, daran müssen wir uns erinnern, ist natürlich der grösste Feind, auch der beste Freund
– das Web.

STEFAN BECHT stefan@stefanbecht.de

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