Gerhard Beckmanns Meinung – Warum gibt es so wenige Krimi-Debüts von deutschen AutorInnen? Und unter ihnen selten Erstklassiges?

Nach monatelanger Abstinenz – Schuld war Simenon, er macht süchtig – habe ich wieder neue Krimis und Thriller gelesen, etwa zwei Dutzend. Von deutschen Autoren haben mich nur zwei begeistert.

Da ist zum einen Frank Schätzings „Der Schwarm“ (Kiepenheuer & Witsch), ein Wahnsinns- Ökothriller, der hoffentlich nicht nur bei Grünen und alternativ Denkenden zum Kultbuch, sondern allgemein ein Bestseller wird. Sodann Hans Werner Kettenbachs „Kleinstadtaffäre“ (Diogenes). Dieser Krimi enthält außer einer wundervollen Geschichte auch ein überaus raffiniertes Spiel mit dem Verhältnis von sozialer Wirklichkeit und Krimi-Strukturen und stellt für mich einen sprachlichen Höhepunkt des deutschen Kriminalromans dar.

Was mich wieder einmal überraschte: die Perfektion, Innovation und überwältigende Lesewirkung ausländischer Debüts.

Mari Jungstedt („Den du nicht siehst“, Heyne) gelingt, bei aller Spannung, ein bewundernswert humaner Grundton.

Ingrid Black („Der siebte Tag“, C. Bertelsmann) zaubert ein subtiles neues Portrait ihrer Heimat hin, das jeder lesen sollte, der sich für Irland interessiert; während sie, außerdem das (schon so oft gestaltete) Motiv von Serienmorden und -tätern auf künstlerisch ganz neue Weise mitreißend durchspielt.

Aber warum gibt es so wenige, und selten herausragende Debüts deutscher AutorInnen? (Oder habe ich da etwas übersehen? Ist mir etwas entgangen?) Fehlen AutorInnen? Liegt es an den Lektoraten, die sich auf Fremdsprachiges kapriziert haben? Oder mangelt es unseren LektorInnen an Zeit (und dem Zuspruch ihrer Chefs), um die (lange, kostspielige, aber lohnende) Mühe auf sich zu nehmen, aus einem vielversprechenden Manuskript in Zusammenarbeit mit dem Urheber ein wirklich gutes Buch zu machen?

Gerhard Beckmann sagt hier regelmäßig seine Meinung … und freut sich über Antworten an GHA-Beckmann@t-online.de. Natürlich können Sie diese Kolumne auch im BuchMarkt-Forum diskutieren. Einfach oben auf der Seite den Button „Forum“ anklicken, einloggen und los geht‘s.

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